Sonntag, 8. August 2010

Come and walk the Eifelsteig

Gebiet Eifel
Tour  Eifelsteig - 8. Etappe von Mirbach nach Hillesheim
Anfahrt von Köln Mit dem Auto 1 Stündchen
Startpunkt Mirbach
Streckenlänge Das Buch sagt 25,5 km - wir haben etwas mehr draus gemacht
Wanderdauer 9 Stunden (inkl. Pausen)
Wer war dabei? Harald und ich



Eine ziemlich lange, schöne und unspontane Wanderung

Eine Eifelsteigwanderung will natürlich von langer Hand geplant sein. Genauso haben wir es gemacht. Monatelange Vorausplanung. Herrlich.

Das Wetter ist unser Freund. Der Kaffee in unserem Wirts- und Übernachtungshaus richtig schlecht. Also brechen wir auf. Es ist viertel nach elf. Einen Wurm fangen wir um diese Zeit sicher nicht mehr.

Es geht bergauf (ein guter Anfang für eine solche Tour) - bald sehen wir Mirbach von oben. Niedlich. Nach anfänglicher Orientierungseingewöhnung sind wir entzückt von der sehr guten Beschilderung des Eifelsteigs. Klar - die Eifel ist ja nicht blöd. Die macht sich auch den unerfahrenen Wanderer gerne zum Freund.


Freunde finden wir auch bald auf einer Jungbullenweide. Ein paar Bullen sind recht neugierig auf uns. Wir machen ein bisschen Konversation und müssen dann aber weiter - diverse km warten noch. Die Jungbullen kommen noch ein kleines Stückchen mit, dann sind wir uninteressant. 



Wir kommen an einigen "Siefen" vorbei und lernen später, was das eigentlich ist. Nämlich ein feuchtes Bachtal, das regional auch gerne unterschiedlich benannt wird (Siepen z.B. - aber das führt jetzt zu weit ...).

Wir wandern durch Felder und Wiesen und lichte Wälder. Schön ist es. Sonnig. Und leicht - da Harald den Rucksack trägt.

Ist das geil?

Und das erst?
Das ist Nostalgie pur.

Nach knapp 2 Wanderstündchen machen wir eine Mittagspause an der "Einrichtung eines Junggesellenvereins" - wie uns das Wanderbuch verrät. Lecker Biobrötchen mit Grillrumpsteak. Gut gestärkt nehmen wir wieder Fahrt auf - natürlich bergauf. Der Geist macht Mittagspause und so verwandern wir uns erstmal ein bisschen. Glücklicherweise nur kurz.

Wir kommen an einem Steinbruch entlang und werden immer wieder vor Sprengungen gewarnt.

Wildromantische Eifel

Genau rechtzeitig, um die doch schon leicht schmerzenden Füsse zu kühlen, erreichen wir den Dreimühlen-Wasserfall. Leider sind wir dort nicht die einzigen Besucher - ein eher reges Menschentreiben nimmt dem wunderschönen Ort die nötige Romantik.


Tapfer lassen wir die Nohner Mühle links liegen und wenden uns dem nächsten lukullischen Wanderereignis - dem "kleinen Landcafe" in Kerpen - zu. 

Lassen wir links liegen

Bis dahin sind es allerdings noch ein paar km. Wie viele genau, wissen wir nicht - das Buch gibt darüber keine Auskunft. Eigentlich macht das nichts, denn wir sind ja zum Wandern und nicht zum Essen unterwegs. An einigen Momenten jedoch ist so ein Lichtblick für den Leib auch motivierend für die Wanderseele.

Zunächst aber passieren wir noch Niederehe. Und streifen auch immer wieder den sehr gut beschilderten Eifelkrimi-Wanderweg, der offenbar ebenfalls ein Teil der neuen Marketings-Strategie der Eifeler Gemeinde Hillesheim ist. Meine persönliche Begeisterung für Eifel-Krimis ist ja ein kleines bisschen erloschen ... Nichtsdestotrotz reift in diesem Moment die Idee, das angekündigte schlechte Wetter für den Folgetag mit einem Besuch im Cafe Sherlock zu verbinden. Dem Hillesheimer Krimi-Café.

Wer hier wohnt, hat's geschafft.

Stilleben Niederehe

Lassen wir auch links liegen

 Die Beine - jedenfalls meine - laufen schon fast wie von alleine. Haralds leider nicht. Die Oberschenkel meckern. Aber die Eifel ist wieder mal so schön, das Wetter so fantastisch, dass wir wohlgemut Kerpen erreichen. Ein hübscher und niedlicher Ort. Der weitläufiger ist, als erwartet. Bis wir unser kleines Landcafe gefunden haben, wird die Geduld noch etwas strapaziert. Die Belohnung folgt aber stante pede :)

Und weiter gehts. Über Berndorf nach Hillesheim. In anbrechender Abenddämmerung. Was meiner schönen Eifel nochmal ein besonders beruhigendes Antlitz verleiht.

Rückblick auf Kerpen

Manchmal möchte ich eine Eifelkuh sein

Eine erfreuliche Überraschung erleben wir in Berndorf. Die kleine Wehrkirche oberhalb der "richtigen" Kirche (in der grad Messe ist ...) - auf einer Anhöhe liegend, eingebettet in ein friedliches Eifelabendpanorama - ist über einen Kreuzweg zu erreichen (dessen sarkastisches Moment Harald mit seinen wehen Oberschenkeln nicht entgeht) - hat so etwas friedlich-niedliches, dass ich mir für einen Moment wünsche, irgendwann unbedingt auf diesem Friedhof Platz zu nehmen, der sich so eng und vertraut an die Kirche kuschelt.


Für die Schönheit des Moments haben Teile unserer Wandergruppe nicht mehr so eine erhebliche Aufmerksamkeit und so gehen wir weiter, da Pausen das Leid nur verlängern. Zudem zeigt noch die Sonne ihre Spuren auf unserer so dämlich völlig ungeschützten Haut. 

Harald - wandert und leidet

Tapfer lassen wir Berndorf hinter uns und steuern das Ziel unserer Tagesetappe an: Hillesheim. Noch ein knappes Wanderstündchen noch. Die Strecke ist - auch angesichts der tageszeitlichen Stimmung - wunderschön, entlang am Waldrand, über Anhöhen mit einem wirklich pitoreskem Ausblick!

Endlich - Hillesheim!

Heil, mit schmerzenden Füssen und Oberschenkeln, erreichen wir endlich Hillesheim! Dort auf dem Dorfplatz präsentiert sich uns die volle Pracht der Urheber der uns heute ständig begleitenden Motor-und Knattergeräusche: das "QT Ober- oder Niederehe" ... irgendein Eifeler Autorennen für Wahnsinnige. Ein fieses Kontrastprogramm, dass wir verlassen, um uns ein Gewinnerbier zu gönnen und die letzten 3 km zu unserem Übernachtungsetablissement mit dem Taxi bringen zu lassen. 

Gar nicht wildromantisch

Dort wartet zunächst eine erfrischende und wohlverdiente Dusche! Und wir dann anschliessend extrem lange auf unser Essen aufgrund unerwartetem Gästeaufkommens. In einem nachhaltigen Glückstaumel befindlich ist uns das jetzt auch egal und das späte Essen dann umso leckerer. Wirklich lecker. Sehr, sehr lecker. Unerwartet lecker für den bisherigen Eindruck von Kaffee und Gastwirtschaft insgesamt.

Wie kann es anders sein: gemeinsam mit der Belegschaft lassen wir den Abend herrlich ausklingen und uns mit flüssigen Eifeler Köstlichkeiten verwöhnen: "Eifel-Vulkan" - ein 50%iger Kräuterlikör, brennend im Vulkanstampferchen serviert (und auch am nächsten Tag noch nachhaltig in der Wirkung!) und "Eifelgeist" - eine klare Edel-Kräuter-Spirituose. Was soll ich sagen: selten so tief und gut geschlafen (was den übersichtlichen Charme des Zimmers vergessen liess)!

Ein erheblicher, aber wohliger Muskelkater, das Frühstück am nächsten Morgen und ein sehr nasses Wetter holen uns wieder auf den Boden der Tatsachen. Aber das macht uns nix. Wir verabschieden uns von unseren neuen Freunden und fahren zur Kasselburg, um dort die wilden Tiere zu besuchen.

Wilde Falken

Wilde Schnecke

Wildes Schwein

Wilde Ziege

Wilder Drache

Der Ausklang unseres Wanderwochenendes findet wie geplant im Café Sherlock statt - bei leckeren Kriminalköstlichkeiten.



Wanderfazit
Wenn man völlig untrainiert den Eifelsteig begeht - warum nicht gleich das längst Stück? Eben! - Eine reizvolle Wanderung, die leider stellenweise etwas zu viel über Asphalt geht (findet Harald blöd), aber durch ihre Länge und die damit verbundenen unterschiedlichen Empfindungsmomente besticht. Ich würds wieder machen! Aber wir waren schon ganz schön fertig am Ende ... :)